African Soccer Developments – Interview mit Micha Gühring

Bereits vor einigen Tagen berichteten wir hier im Blog über die African Soccer Developments (ASD) und stellten die südafrikanische Akademie vor. Jetzt sprachen wir mit Micha Gühring, der innerhalb der Akademie für die Koordination zwischen den verschiedenen Departments verantwortlich und seit mehr als einem Jahr für die ASD tätig ist.
Frage: Micha, wie kommt ein Deutscher an so einen Job in einer der bekanntesten Fußball-Akademien Südafrikas?

Micha: An die Stelle im ASD bin ich durch einen professionellen südafrikanischen Fußballklub gekommen, für den ich nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 gearbeitet hatte. Zugegebenermaßen bin ich aber, schon seit ich das erste Mal vor 10 Jahren in Südafrika war, fasziniert von dem Land und habe auch während der WM 2010 hier gearbeitet.

Frage: Wie erfolgt die konkrete Umsetzung eures Konzeptes?

Micha: Die Jungs kommen aus der normalen, staatlichen Schule raus. Bei uns kriegen sie eigene Lehrer und lernen über die Woche. Natürlich trainieren sie auch jeden Tag und machen ihre Spiele. Unser Konzept ist ganzheitlich, weil wir die Talente eben 24 Stunden (an sieben Tagen die Woche) bei uns haben. Dadurch hat das alles einen ziemlich familiären Charakter.

Frage: Es gibt schon viele erfreuliche Ergebnisse eurer Arbeit in der Akademie. Wie viele Spieler schaffen durchschnittlich den Sprung zu einem professionellen Fußballverein?

Micha: Wir hatten vor kurzem den ersten Jahrgang, der die Schule verlassen hat. Das waren letztendlich zehn Jungs. Vier davon sind direkt in den europäischen professionellen Fußball gegangen. Zwei sind lokal bereits unter Vertrag. Die anderen drei zeigen sich bei Probetrainings im Land.

Frage: Auch auf dem Spielfeld verfolgt ASD eine klare Struktur. Wie kann man die Spielweise eurer Teams beschreiben?

Micha: Bei unseren Freundschaftsspielen in Belgien haben sie uns auch „das südafrikanische Barcelona“ genannt. Tatsächlich ist unsere Idee das Kurzpass-Spiel des FC Barcelona, was wir schon angefangen haben, als Barcelona damit gestartet hat. Das ist schwer zu verteidigen, weil die Jungs den Ball schon abspielen, bevor überhaupt jemand attackieren kann. Dadurch können wir einen anderen Fokus legen.

Frage: Wodurch finanziert sich das Projekt African Soccer Developments eigentlich?

Micha: Hauptsächlich durch den Verkauf der Talente an die Vereine. Wenn niemand die Akademie erfolgreich verlässt, wird es für uns auch ganz schwierig, weiterzumachen. Nach dem Beginn dieses Jahres hätte die Akademie eigentlich schon zu machen müssen, weil noch keiner unserer Spieler gekauft wurde und es Ungereimtheiten in den eigenen Reihen gab. Da war die Akademie eigentlich schon gescheitert und sollte geschlossen werden.

Frage: Wie kam es, dass die Akademie trotzdem noch existiert?

Micha: Eine Handvoll von Leuten hat einfach ohne Geld weitergearbeitet. Die Jungs wurden dann vor die freie Wahl gestellt, ob sie nach Hause gehen oder da bleiben. Wobei es aber überhaupt kein Programm mehr gab. Da waren einige natürlich schon verzweifelt, weil sie zwei Jahre zuvor bereits alles auf die Karte Fußball gesetzt hatten und von den Familien weggezogen sind. Doch durch die unentgeltliche Arbeit existieren wir immer noch und haben neue Wege gefunden, das Ganze zu finanzieren.

Frage: Wie hat sich das drohende Aus auf die Gemeinschaft unter den Talenten ausgewirkt?

Micha: Gerade in der Zeit, in der überhaupt kein Geld vorhanden war, haben sich die Jungs aneinandergeklammert. Dabei hat sich natürlich etwas entwickelt, was man nicht hätte erahnen können. Alle sind getrieben von der Chance, die sie haben und wirklich bereit, dazuzulernen und aus sich raus zu gehen, wenn es gefordert ist.

Frage: Das scheint sich auch auf dem Platz widerzuspiegeln. Eure Resultate in den Freundschaftsspielen gegen die U-19-Mannschaften belgischer Erstligisten waren beeindruckend …

Micha: Dabei wollten die uns erst gar nicht spielen lassen, weil wir nicht kräftig genug waren und nicht so sportlich aussahen. In einem der Spiele hat es dann aber nur eine Halbzeit gedauert und schon lagen die Gegner 0:3 hinten. Da haben sie gemerkt, dass die Jungs richtig spielen können. Anwesende Agenten wurden hellwach und haben für vier der 20 Spieler sofort ein Angebot abgegeben.

Frage: Wie geht es letztendlich weiter mit African Soccer Developments?

Micha: Da wir kürzlich erst die vier Jungs nach Belgien verkauft haben, können wir jetzt erst einmal weitermachen. Im April machen wir uns wieder auf den Weg nach Belgien und hoffen, dass da wieder etwas bei rum kommt. Es ist aber natürlich auch schwierig zu sagen, weil die Jungs keine Roboter sind. So gut das hier strukturiert ist, sind das immer noch junge Leute, die ihre Probleme haben.

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