
Das Ortovox Safety Lab 4: Lawinenabgang
Uh, uh! Heute ist mal alles in die Hose gegangen – willkommen in der vierten und letzten Episode unserer Safety Academy Lab Staffel – Lawinenabgang!
Wenn es scheppert und rummst und an dir die Momente deines Lebens vorbeiziehen, du dich zigfach überschlägst, dich fühlst, als überrollt dich ein 40 Tonner, und du anschließend keinen Finger mehr bewegen kannst, dann hast du die ersten drei Staffeln unserer Serie nicht gelesen oder einfach nur einen blöden Fehler gemacht.
Jedes Jahr sterben in den Alpen ca. 120 Personen in Lawinen, unzählige werden verschüttet, überleben aber. Schau dir unten den Clip mal an, damit du dir vorstellen kannst, welche übermächtige Kraft im Schnee steckt.
Blöd gelaufen, nun ist es passiert. Jetzt zählt nur noch eins: Überlebende und Retter nicht weiter gefährden und Verschüttete so schnell wie möglich finden und ausgraben. 15 Minuten hast du statistisch gesehen für die Rettung Zeit, denn hier sind die Überlebenschancen mit 90% noch recht hoch. Anschließend bricht die Kurve rapide ein.
Das Schneebrett ist abgerauscht, hat einen Begleiter erfasst, ein Kumpel von dir konnte raus fahren und steht geschockt neben dir, nur noch beschränkt handlungsfähig. Jetzt liegt es an dir, du musst einen klaren Kopf bewahren und die Rettung koordinieren.
Zunächst muss die Lage gecheckt werden, ob weitere Lawinen folgen können, denn eine Verschüttung der Retter wäre fatal. Jetzt müssen Rettungskräfte organisiert werden. Das macht dein Kumpel. Vorher schaltet er sein LVS-Gerät von Senden auf Suchen, um dich nicht bei der LVS-Suche zu stören. Dein Gerät ist ebenfalls im Suchmodus.
Den Punkt des Verschwindens hast du dir gemerkt – an dieser Stelle beginnst du mit der Signalsuche. Mit Auge, Ohr und natürlich dem Gerät rennst du nun den Lawinenkegel mäanderförmig (20m Abstände) ab, bis du ein Erstsignal erhältst. Ab hier befindest du dich in der Grobsuche und folgst den Pfeil- und Richtungsangaben deines Gerätes. Da du dich auf magnetischen Feldlinien bewegst, kann es durchaus sein, dass du dich bogenförmig dem Verschütteten annäherst.
Ab 5 Meter kommst du in die Feinsuche. Nun muss langsam und sorgfältig gearbeitet werden. Du führst das Gerät direkt über die Schneeoberfläche und ermittelst mit Einkreuzen den kleinsten Anzeigewert. Den Punkt markierst du und startest mit dem Sondieren.
Beim Sondieren wurde noch nie ein Auge ausgestochen! Gib also Gas und gehe mit System vor. Ideal ist eine Sondierschnecke, mit Abständen von ca. 25cm. Die Sonde solltest du immer im 90° Winkel zur Schneeoberfläche einführen. Ein plötzliches Abnehmen der Eindringtiefe signalisiert einen Treffer. Auch Sondieren sollte regelmäßig geübt werden. Hierzu kannst du einen Rucksack vergraben, oder ihr buddelt euch eine Sondierhöhle, in die sich ein Freund legt, während die anderen testen können, wie sich ein Treffer anfühlt. Schau dir mal an, wie Profis das machen:
An der Sonde kannst du nun die Verschüttungstiefe ablesen. Um diesen Wert gehst du hangabwärts und beginnst V-förmig zu Schaufeln. V-förmig daher, da du später eine Rampe benötigst, um den Verschütteten zu bergen. Bei mehreren Schaufelnden sind die Positionen wie folgt besetzt: Vorne: Blöcke stechen, zweite Reihe: Schnee wegschaffen, wenn vorhanden auch mit einer Schaufel mit Räumfunktion, wie die Kodiak, von Ortovox. Räumen ist erwiesenermaßen die schnellste Schaufelart.
Statistiken zeigen, dass es knapp 10 Minuten dauert, einen Verschütteten mit einer Durchschnittsschaufel aus 50cm Verschüttungstiefe zu befreien. Beim Einsatz einer Schaufel mit voluminösen Blatt und Räumfunktion können knapp 2 Minuten Zeit gespart werden – sehr viel, wenn man überlegt, dass die größten Überlebenschancen innerhalb der ersten 15 Minuten bestehen.
Daher mein Ratschlag: lasst euch erst gar nicht verschütten! Bereitet euch sauber vor, schaut euch die Inhalte des Safety Academy Labs an und macht es euch lieber mal vorm Ofen gemütlich, wenn die Verhältnisse nicht passen.
Überstürzt nichts, bleibt sicher und genießt den Powder, wenn er dann mal kommt!
Besucht mich beim Lawinenabend im Sporthaus am 23. Januar 2014
Jetzt komme ich fast zum Ende unserer Safety Episode hier im Blog. Wenn ihr mich persönlich kennenlernen wollt und/oder noch mehr Insider-Wissen benötigt, dann schaut am kommenden Donnerstag im Sporthaus vorbei! Ich werde anlässlich des 1. Mannheimer Lawinenabends einen spannenden Vortrag präsentieren. Um 19h geht’s los im UG des Sporthauses von engelhorn.
Frei mi auf eich!
Euer Tommi
Lawine, Lawinenabgang, lawinensicherheit, lvs, LVS-Geräte, ortovox, Rettung, Verhalten, Verschüttung