
Das Ortovox Safety Lab 5: Notsituation am Berg
Es ist soweit. Du stehst in den Startlöchern für deine erste Tour. Wenn du vor einem unberührten Powderhang stehst und der Schnee in der Sonne glitzert, fällt es dir wahrscheinlich schwer, an die Gefahren zu denken, die hier lauern. Das solltest du aber! Wenn der Ernstfall eingetreten ist und einer deiner Kameraden von einer Lawine erfasst wurde, zählt jede Sekunde. Daher wollen wir euch mit dem Ortovox Safety Lab erklären, was im Notfall zu tun ist.
In der letzten Episode unserer SAFETY ACADEMY LAB-Staffel haben wir gelernt, was zu tun ist, wenn eine Lawine abgegangen ist. Wir wissen jetzt, wie man richtig sucht, sondiert und schaufelt.
Heute zeige ich euch, was ihr tun müsst, nachdem ihr einen verschütteten Kameraden ausgegraben habt und wie ihr euch in anderen Notsituationen am Berg verhalten solltet.
Puh, du hast deinen Kameraden bergen können. Die erste Etappe hast du geschafft, doch das ist noch kein Grund dich zurückzulehnen. Eine Lawinenverschüttung kann vielfältige Folgen haben. Für dich heißt es jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren. Jetzt ist es an dir die richtigen Maßnahmen einzuleiten.
Zuerst checkst du die Atemwege und machst sie gegebenenfalls frei. Dann überprüfst du die Atmung an sich. Dein Kumpel hatte Glück und atmet noch, ist aber nicht bei Bewusstsein? Dann solltest du ihn in die stabile Seitenlage bringen. Wenn er nicht atmet und nicht bei Bewusstsein ist, dann musst du sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen. Du bist dir nicht sicher, ob dein Kumpel atmet? Dann gilt: Lieber einmal zu viel reanimieren als zu wenig!
Ganz schön blöd gelaufen. Ihr habt euch mit der Zeit verschätzt und müsst die Nacht im Freien verbringen. Was nun? Jetzt wäre es doch super, wenn du wüsstest, wie man sich eine Notunterkunft baut, oder? Ob für euch Schneehöhle, Schneegraben oder Panzerknacker-Biwak in Frage kommt, hängt von der Schneelage und der verfügbaren Zeit ab. Am meisten Schutz vor Kälte bietet euch die Schneehöhle. Für den Bau solltet ihr etwa drei Stunden einplanen. Je mehr ihr seid, desto schneller geht’s natürlich.
Das Wetter ist so schlecht, dass ein Helikopter nicht fliegen kann oder dein Handyakku ist leer und du könntest die Rettung gar nicht erst anrufen. Das ist blöd, kann aber passieren. Was machst du jetzt mit einem verletzten Tourenpartner, der es nicht mehr mit eigener Kraft ins Tal schafft?
Ganz einfach: Ihr transportiert den Verletzten mit einem selbstgebauten Skischlitten oder einer Biwaksackverschnürung ins Tal, wobei der Skischlitten für den Verletzten die schonendere Variante ist. Für den Bau eines Skischlittens brauchst du neben der normalen Skitourenausrüstung wie Tourenski, Stöcke und Schaufel einen Rucksack zur Polsterung und drei 4-Meter lange Reepschnüre. Weniger Material brauchst du bei einer Biwaksackverschnürung. Hier reicht ein Bergseil oder eine lange Reepschnur, ein Zweimann-Biwaksack und Polsterungsmaterial wie Rucksack oder Bekleidung.
Du hast zum Glück genug Empfang, um den Hubschrauber zu alarmieren, denn dein Kumpel windet sich vor Schmerzen. Ihn anders ins Tal zu befördern kommt nicht in Frage. Die alarmierten Luftretter sind zwar Profis, dennoch kannst du ihnen ihre Arbeit im Anflug erleichtern und dich und deinen Partner gleichzeitig vor unnötigen Gefahren schützen.
Wenn du beide Arme nach oben streckst, signalisierst du den Rettern, dass ihr Hilfe braucht. Wenn du einen Arm nach unten und einen nach oben hältst, dann weiß der Pilot, dass bei euch alles in Ordnung ist. Auch wenn niemand verletzt oder verschüttet wurde, solltest du eine negativ-Lawine melden, damit die Retter nicht unnötig ausrücken. Denn es kann sein, dass sie bereits von Dritten alarmiert wurden.
Wie so oft gilt auch hier: Übung macht den Meister! Wenn die Verhältnisse einmal nicht passen, dann baut doch einfach mal zum Spaß eine Schneehöhle oder einen Skischlitten. Je öfter ihr das übt, desto schneller könnt ihr im Ernstfall handeln. Hier können Sekunden über Leben und Tod entscheiden.
In diesem Sinne: Übt fleißig, bleibt safe und genießt den Powder!
Euer Tommi
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Maja Steffen
Sehr informativer Beitrag, vielen Dank