
Der Bocchette Weg in der Brenta – Teil 1: Sentiero Bocchette Alte
Dauer/Länge: 1.086hm, 9 Stunden
Höchster Punkt: Spallone di Massodi, 3.004m
Startpunkt: Passo Grosté
Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig
Ausrüstung: Bergstiefel, Klettersteig-Ausrüstung, Stöcke
Anfahrt/Parken: Talstation Grosté Seilbahn
Einkehrmöglichkeit: Rifugio Tuckett, Rifugio Alimonta
Der Bocchette Weg ist ein absoluter Klassiker unter den Klettersteigen und einer der schönsten Höhenwege in den Alpen – wenn man ihn denn als Weg bezeichnen kann. In ständigem Auf und Ab geht es entlang der Felswände der Brenta Gruppe, auf Plateaus und hinab in Scharten. Teilweise hat man das Gefühl, mitten in den Himmel hinein zu laufen, manchmal steigt man in unendliche Tiefen hinab. Trotz vieler toller Klettersteige, die ich bisher gegangen bin, habe ich noch nie so eine Kulisse und so einen Nervenkitzel erlebt.
Von der Seilbahn zur Tuckett Hütte
Nachdem wir unser Auto an der Grosté Seilbahn (Bergfahrt 12€, Stand 2017) abgestellt haben, nehmen wir die Seilbahn bis hinauf zur Bergstation. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, nimmt den Bernini Weg (leichter Klettersteig) bis zum Rifugio Tuckett. Da wir jedoch am Morgen erst aus München angereist sind, wählen wir den leichten Wanderweg, der nur 1,5h bis zum Rifugio Tuckett braucht. Der Weg geht zunächst eben und dann leicht abwärts entlang der beeindruckenden Kalkwände. Nach einer Linkskurve geht es wieder ein Stück bergauf und dann erreichen wir das nette Rifugio Tuckett (DAV / CAI), welches mit einem leckeren Abendessen und einen tollen Sonnenuntergang hinter der Adamello / Presanella Gruppe aufwartet.
Hinauf zur Bocca del Tuckett
Auf der Hütte werden wir darauf hingewiesen, dass der Gletscher unterhalb der Bocca del Tuckett bereits so große Löcher und Spalten aufweist, dass ein Begehen unmöglich wäre. Es wurde uns der Weg 315 empfohlen, bei dem man einen Teil des Bernini Klettersteigs geht, bevor man wieder in die Bocca del Tuckett absteigt. Wir folgen der Empfehlung und es ist ein wirklich schöner und abwechslungsreicher Abschnitt. Allerdings macht dieser Umweg eine lange Tagestour zu einer noch längeren. Möglich ist es auch, den Gletscher auf der linken Seite zu umgehen, dies stellt dann quasi den direkten Weg zum Einstieg des Bocchette Alte dar.
Sentiero Bocchette Alte
Nun geht es los auf einem der spektakulärsten, aber auch anspruchsvollsten Höhenwege der Alpen. Zunächst einige Höhenmeter bergauf über Bänder und steile Aufschwünge, immer gut versichert. Die Luft wird immer dünner und wir kommen ganz schön ins Schnaufen. Auf einem kleinen Plateau angekommen führt der Weg zum ersten Mal auf der Ostseite der Cima Vallesinella entlang und dann weiter hinauf auf der Ostseite der Cima Brenta. Wir haben super Glück mit dem Wetter und wie nicht anders zu erwarten war, ist auch an diesem Wochenende im August viel los. Da kommt es gerade an den Schlüsselstellen oder wenn eine Gruppe entgegenkommt, auch mal zu längeren Wartezeiten. So auch vor der Schlüsselstelle (B/C), bei der man einen steilen Abschnitt durchqueren muss.
Nachdem wir diesen Abschnitt gemeistert hatten, geht es weiter bergauf bis zum höchsten Punkt der Tour, dem Spallone di Massodi auf 3.002m Höhe. Von dort aus gibt es einen gigantischen Rundblick über die Brenta Gruppe, während die Spitze der Cima Brenta noch über einem ragt. Noch ist mir unklar, wie wir von dort jemals wieder hinunter zur Hütte kommen sollen – definitiv nicht auf einem normalen Weg.
Leiter der Freundschaft und Via Ferrata Oscar Detassi
Nach ein paar spektakulären Kraxeleien über den Grat hinunter steht man vor der Leiter der Freundschaft, die auf den nächsten Gipfel führt. Etwas mulmig ist mir schon, als ich die 20 Meter auf dem wackeligen Ding hinaufsteige. Und danach, wer hätte es gedacht, geht es auch schon wieder in steilen Kehren, teilweise auf allen Vieren bergab. Der Weg wird immer steiler und mündet schließlich in einigen weiteren Leitern, bis man auf einem kleinen Absatz zwischen zwei Steilwänden an eine Abzweigung gelangt.
Hier hat man die Möglichkeit zwischen zwei Übeln. Entweder wählt man den längeren Weg, der über einen weiteren Bergrücken dann geröllig zur Alimonta Hütte führt, oder man wählt den kürzeren, aber deutlich schwierigeren Weg. Da unsere Beine nach 6 Stunden schon ziemlich müde sind haben wir keine große Lust auf weitere Umwege und entscheiden uns für die „Abkürzung“. Es erwarten uns 100 Meter reines Leiter-Spektakel an einer senkrechten, teilweise leicht überhängenden Wand. Unter den Füßen nur Luft und Abgrund, die Leitern teilweise schon rostig und klapprig, klammere ich mich daran fest und versuche einen Schritt nach dem anderen abzusteigen und stoisch die Sicherungen umzuhängen. Aber ein Genuß ist das nicht mehr, es geht nur noch um’s Runterkommen.
Unten angelangt rutschen wir mit zittrigen Beinen den steilen Geröllhang hinunter und sind froh, als nach einer weiteren halben Stunde Weg dann die Hütte in Sicht ist.
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