
Der irre Kampf ums Slopestyle-Snowboarden
„Slopestyle ist ein sehr populärer Sport, mit jungen, spektakulären Athleten. Er bringt noch mehr Jugendlichkeit in unser schon jetzt spannendes Programm der Olympischen Winterspiele.“ So lauten die begeisterten Worte von IOC-Präsident Jacques Rogge bei der Präsentation der neuen Sportarten für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi, Russland.
Slopestyle ist eine der zukunftsträchtigsten und spektakulärsten Freestyle-Sportarten des Winters, das weiß auch das Internationale Olympische Komitee und holte die populäre Snowboard-Disziplin ins Programm.
Was auf den ersten Blick wie eine sehr gute Nachricht für Snowboarder, Olympia und die Zuschauer klingt, ist in Wirklichkeit eine ungemein umstrittene Entscheidung. Denn der Schanzen- und Hindernisparcours Slopestyle, der als Herzstück des Snowboardens gilt, ist eine Erfindung der Snowboardszene. Und diese steckt schon seit vielen Jahren in einem Machtkampf mit dem Ski-Weltverband FIS.
Da die FIS für die olympischen Qualifikations-Wettkämpfe zuständig ist, müssen die Snowboarder nun auch im Slopestyle auf FIS-Veranstaltungen auftreten, um sich für die Winterspiele zu qualifizieren. Das Problem dabei: Bislang starteten die weltbesten Fahrer bei den sehr beliebten Veranstaltungen der Snowboardplattform Ticket-To-Ride-Tour (TTR). Diese Wettkämpfe würden durch die olympischen Qualifikationsveranstaltungen natürlich massiv an Wert verlieren, was zu großer Aufregung im Lager der Snowboarder sorgte, denn die TTR ist, was Snowboard-Knowhow und die Qualität der Veranstaltungen betrifft, der FIS weit überlegen.
Einen Annäherungsversuch der TTR, die für einen geteilten Terminkalender mit je vier TTR- sowie FIS-Veranstaltungen plädierte, lehnte der Skiverband jäh ab. Und so stehen sich beide Seiten wieder kühl und feindlich gegenüber. Ein Kampf, der seit Olympia 1998 tobt, als der IOC dem Skiverband die Rechte an Snowboard-Wettbewerben zusprach.
Die aktuelle Situation zieht jedenfalls nur Verlierer mit sich. Die TTR, weil sie an Bedeutung verliert. Die Athleten, weil sie größerem Stress ausgesetzt sind und auch die FIS, die ohne die Hilfe der Snowboardszene eine funktionierende Slopestyle-Qualifikationsserie auf die Beine stellen muss. Auch wir Zuschauer haben ein Problem, da viele der spektakulären TTR-Veranstaltungen wohl wegfallen. Ich hoffe trotzdem, dass sich der Slopestyle, egal in welcher Form, bei Olympia durchsetzt, denn Bilder wie diese sind einfach nur traumhaft schön und viel zu spektakulär, um vergessen zu werden.
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