
Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation
Bereits vor 2 Wochen habe ich euch über die Vorbereitungen der deutschen 7er Rugby-Nationalmannschaft berichtet, die sich mit dem Traum von Olympia 2016 viel vorgenommen hat. Heute möchte ich euch jedoch primär über die deutsche Rugby-Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation, dem klassischen 15er Rugby, berichten. Denn für alle die es nicht wissen. Es gibt 2 vollkommen unterschiedliche Formen des Rugbys! Manche sagen sogar, es seien komplett verschiedene Sportarten, aber urteilt selbst!
Die starken Männer greifen ein
Während in der 7er Rugby Variante nur 7 Spieler über das ganze Feld spielen, sind es beim 15er, wie der Name eben schon sagt, 15 Spieler pro Mannschaft. Im Gegensatz zum 7er Rugby, bei dem die schnellsten und technisch versiertesten Spieler spielen, sind in der 15er Variante auch die wirklich starken Jungs unterwegs. Denn neben Schnelligkeit und Athletik, ist in den wichtigen Standardsituationen auch eine gehörige Portion Kraft gefragt, weshalb dort 120kg schwere Athleten (Muskeln, nicht Fett!), keine Seltenheit sind! Und die können dann auch noch verdammt schnell rennen!
Es gibt aber auch einige wenige Spieler, die in beiden Varianten für Deutschland spielen. Dies ist natürlich eine extreme Belastung, denn so dauert eine Saison nahezu 12 Monate ohne großartige Pause. Aus diesem Grund spezialisieren sich auch immer mehr von uns auf eine Variante. Ich persönlich möchte jedoch noch so lange wie möglich für beide Nationalmannschaften auflaufen, auch wenn das natürlich bedeutet, sehr viel Zeit dafür zu opfern. Mein nächstes freies Wochenende dürfte dann irgendwann Ende Juli/Anfang August sein!
Wie es dann aussieht, wenn sich 30 erwachsene Männer um einen Ball streiten, möchte ich euch an diesem kurzen Beitrag über unseren Sieg gegen Schweden im April 2013 zeigen:
Deutschland auf dem Vormarsch
Wusstet ihr, dass die Rugby-Weltmeisterschaft als das drittgrößte Sportereignis (gemessen an den Zuschauerzahlen) der Welt gilt, nach Olympia und der Fußball WM? Wahrscheinlich nicht! Und unsere aktuelle Tabellenposition lässt sogar noch die Chance einer Qualifikation zu, doch wir alle wissen: das wäre die absolute Sensation. Deshalb denken wir im Moment auch nur von Spiel zu Spiel. Mit 2 Siegen gegen Tschechien und Schweden, können wir immer noch Platz 1 in unserer EM-Gruppe erreichen. Von da aus ginge es dann mit den Play-Offs für uns weiter. Diese Spiele stehen jedoch auf einem völlig anderen Blatt und interessieren uns derzeit nicht.
Schwierige Vorbereitung
Als eine, bis auf wenige Ausnahmen, reine Amateurmannschaft gestaltet sich eine Vorbereitung auf die Länderspiele immer schwierig. Wir sind schon froh, wenn wir an zwei Wochenenden im Jahr für einen kurzen Lehrgang zusammenkommen können. Vergangenen Herbst hatten wir erstmals den Luxus, zwei Testspiele (gegen Tschechien und gegen eine neuseeländische Auswahl) zu bestreiten – prompt lieferten wir gute Leistungen ab und verloren einzig im schweren Auswärtsspiel gegen unseren stärksten Verfolger aus Moldawien. Dort standen wir uns allerdings auch selbst im Weg und waren völlig von der Rolle.
Um uns also so gut wie möglich vorzubereiten, treffen wir uns 1x wöchentlich seit Ende Februar, um zumindest eine gemeinsame Trainingseinheit zu absolvieren. Dies ist jedoch auch nur möglich, da ein Großteil der Spieler sowie unser südafrikanischer Trainer Kobus Potgieter, aus dem Raum Heidelberg/Pforzheim/Frankfurt kommt. In der Woche vor dem Spiel, kommen wir dann am Donnerstag zusammen, um dann noch 2-3x vor dem Länderspiel zu trainieren. Eine optimale Vorbereitung sieht natürlich anders aus, aber wir holen das Beste aus unseren begrenzten finanziellen Möglichkeiten heraus. Wie sagt man so schön: Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Ausreden!
5. April: Heimspiel gegen Tschechien in Heidelberg
Am Samstag, den 5. April, geht es nun also in Heidelberg gegen Tschechien. Diese sind zwar Tabellenletzter, im Hinspiel in Prag taten wir uns aber dennoch ziemlich schwer. Um Platz 1 in unserer Gruppe zu sichern und somit die Chancen auf eine WM-Qualifikation zu wahren, müssen wir unbedingt gewinnen und gleichzeitig auf einen Ausrutscher von Verfolger Moldawien gegen Polen hoffen. Dann hätten wir es Ende April in Schweden selbst in der Hand, den Aufstieg in die höchste europäische Spielgruppe zu schaffen, was gleichzeitig auch das Ticket für die WM-Playoffs wäre. Dies ist jedoch zunächst zweitrangig, die volle Konzentration gilt dem Spiel gegen Tschechien. Wir alle freuen uns auf diese Begegnung, denn es ist immer eine große Ehre für Deutschland spielen zu dürfen. Gleichzeitig ist jedes Heimspiel, in einem hoffentlich vollen Stadion, auch eine kleine Entschädigung für all die Entbehrungen, die man jede Woche aufs Neue für seinen Traum in Kauf nimmt.
Ich hoffe, ich konnte den ein oder anderen von Euch neugierig machen. Wir alle würden uns sehr freuen, euch am Samstag in Heidelberg persönlich davon zu überzeugen, dass Rugby viel mehr als nur eine Randsportart ist! Drückt uns die Daumen!
Bilder: Kessler Sportfotografie
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