Startrompeter Till Brönner über Anzüge und was wir uns von den Italienern abschauen sollten

Herr Brönner, Sie sind in Italien aufgewachsen und haben damit Ihr Faible für Mode quasi in die Wiege gelegt bekommen. Die italienischen Männer haben den Deutschen ja doch schon einiges voraus in punkto Fashion. Fällt Ihnen dieser Unterschied oft auf?

Ja, das stimmt, ich bin in Italien aufgewachsen. Aber ich war ja noch ein Kind und insofern wurden wir Kinder mit Mode noch sehr in Ruhe gelassen. Wir sind damals in Strick- und Latzhose rumgerannt und haben uns über Mode keine Gedanken gemacht. Aber ja, wenn ich jetzt in Italien bin, fällt mir das auf. Besonders auch die kleinen Hausschneider an der Ecke sind sehr darauf bedacht, dass gute Schnitte und Materialien mit Stilbewusstsein benutzt und verkauft werden.

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Was würden Sie den deutschen Männern empfehlen, was sie sich bei den Italienern abschauen könnten?

Unterm Strich könnten sich die deutschen Männer einfach ein bisschen mehr Zeit nehmen. Geschmack kann man lernen. Das ist nichts, was irgendwie unmöglich ist. Klar braucht das ein bisschen Zeit. Manchen Männern ist das vielleicht lästig, wenn gerade nicht so viel Zeit zur Verfügung steht. Ich glaube früher oder später merkt jeder Mann, dass er damit einen Unterschied machen kann – wenn er will.

Mode und Musik sind beides Dinge, die sehr viel Kreativität benötigen. Wovon lassen Sie sich inspirieren?

Eine Kombination aus Tradition. Ich gehe in die Historie der Musik, höre mir immer wieder Sachen an, die es gegeben hat und frage mich: Mensch, warum waren die denn so geil? Was war denn eigentlich der Gag an den Sachen? Warum sind die so in die Geschichte eingegangen? Zum Anderen muss man sich auch der Selbstfindung hingeben, um rauszufinden was einen eigentlich antreibt. Man muss sich selbst fragen, ob es persönliche Dinge gibt, die man mit in die Musik einfließen lassen kann. Ich bin klarer Verfechter der These: Je persönlicher ich etwas gestalte, je mehr das von mir hat, sei es noch so extrem  oder verrückt, was ich da versuche zu erleben und in die Musik zu packen –  die Menschen werden das verstehen… Wenn es wahr und authentisch ist!

Was haben Jazz und Mode Ihrer Meinung nach gemeinsam?

Sehr viel! Besonders in den Anfängen des populäreren Jazz, waren die Mode und das Outfit nicht zu trennen von der Musik.

Früher war der Anzug immer dreiteilig. Das war ein so robustes Ding, da konntest du ein Auto mit abschleppen.

Das war sozusagen die Uniform.  In der haben wir geschlafen, sind auf die Bühne gegangen und in Kinos versackt. Aber der Anzug musste stimmen, damit du dich überhaupt wagen kannst, auf der Bühne zu stehen.

Auf der Bühne sieht man Sie meist im Anzug. Was tragen Sie privat am liebsten?

Also den Anzug trage ich auch privat sehr gerne, meistens ein Jackett mit T-Shirt und Jeans. Aber natürlich gibt’s mich auch nur in T-Shirt und Jeans.  Vor allem beim Arbeiten brauche ich ein bisschen Freiheit. Teilweise macht es das auch einfacher, mit einem Anzug und einem weißen Hemd. Man muss nicht lange nachdenken, was man anzieht. Ist also manchmal viel einfacher, als sich Casual anzuziehen, weil man nicht überlegen muss, was wie zusammen passt, was einfach 10x länger dauert.

Was macht Ihrer Meinung nach einen perfekten Anzug aus?

Er muss mich unterstützen und mich so aussehen lassen, als wäre alles was ich tue ganz leicht. Umso leichter es aussieht, umso besser kann ich kaschieren, dass es in Wahrheit ganz viel Arbeit war. Das ist auch das, was auf der Bühne eine Meisterschaft ausmacht. Es sieht so aus als ob das jeder könnte und plötzlich wundert man sich, dass es nicht so ist. Wenn ich weiß, dass der Anzug perfekt sitzt, unterstützt er mich und dann profitiert auch die Musik davon. Das gilt für alle anderen Berufe auch. Die besten Reden werden im Anzug gehalten.

In welchem Anzug halten Sie das perfekte Konzert ab?

Das kommt ganz auf den Typ und die Typberatung darauf an, ich z.B. sehe im Zweireiher aus wie ein kleiner Heiratsschwindler. Da nehme ich dann lieber den normal schmal geschnittenen. Ich mag es sehr klassisch und italienisch. Unterm Strich bin ich dann wohl doch mehr der Italiener was das betrifft.

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Was sind für Sie die drei wichtigsten Teile, die Mann im Kleiderschrank haben sollte?

Generell denke ich, dass es am besten ist, eher weniger Dinge im Schrank zu haben, aber diese sollten dann von hoher Qualität sein. Also z.B. zwei weiße Hemden. Wenn eins in der Wäsche ist habe ich noch das andere und mehr braucht man dann davon auch nicht. Mit drei verschiedenen Anzügen, zwei weißen Hemden und drei Paar Schuhen kommt man schon gut angezogen durchs Leben.

Mein Traum ist es auch, dass ich meinen Kleiderschrank mal so richtig ausmiste.

Momentan hängt da alles Mögliche irgendwie kunterbunt gemischt drin. Aber in unserm Breitengrad ist es auch nicht so leicht, man will und kann nicht ständig dieselben Sachen tragen. Aber kombinieren macht eben auch einfach Spaß, gerade in der kälteren Jahreszeit. 

Wie sehen Sie Ihre Funktion als Markenbotschafter von Eduard Dressler?

Also auf keinen Fall darf Mode ablenken, also der Anzug von mir ablenken. Es ist der Jazz-Musiker Brönner, der Dressler trägt und nicht umgekehrt. Ich glaube, dass einfach nur der Typ unterstrichen werden sollte. Ein Anzug ist eine ganz offen getragene Maskulinität, die bei klar geschnittenen Anzügen möglich ist. Jazz ist einerseits sehr weiblich, aber rechnerisch betrachtet auch sehr männlich.

Haben Sie zum Abschluss noch einen Tipp für die Jazz-Anfänger unter uns?

Frank Sinatra and Strings ist eine wunderbare Jazz-Platte oder Miles Davis – Kind of blue, die Platte geht echt immer! Da kommt so richtige Jazz-Atmosphäre auf. Am besten einfach mal 10 Minuten hinsetzen und Musik genießen, das ist regelrechte Medizin.

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Bilder: Hyp Yerlikaya

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Julia

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