
Schutz vor Lawinen: Know-How, Vorbereitung und Material
Neben dem üblichen Ski- bzw. Snowboardfahren steht bei vielen dieses Jahr wieder eine Ski-Tour an. Für alle, die noch wenig Erfahrung im Touren gehen haben, zeigen wir heute, wie wir wir uns auf unsere letzte Skitour vorbereitet haben.
Equipment-Check
– Sind die geliehenen Tourenski in Ordnung? Ist die Bindung richtig eingestellt?
– Sind die Felle passend und kleben gut?
– Haben alle Stöcke die richtigen Tourenteller?
– Snowboardfahrer benutzen für den Aufstieg Schneeschuhe und befestigen das Board am Rucksack.
– Lässt sich das Board gut am Rucksack befestigen, rutscht es beim Gehen nicht eventuell herunter?
– Lassen sich bei der Abfahrt die Schneeschuhe und Stöcke sicher am Rucksack befestigen?
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Lawinenausrüstung
Sehr viel Wert haben wir auf unsere Lawinenausrüstung gelegt. Einer aus unserer Runde hat sich sogar einen Lawinenrucksack zugelegt. Sicher ist sicher, dachte er.
Jeder von uns hatte aus dem Verleih ein LVS Gerät sowie Sonde und Schaufel. Nach dem Batterie-Check haben wir uns erst mal mit den Geräten und deren Funktionsweise vertraut gemacht. Dabei haben wir uns nicht den Spaß nehmen lassen, im benachbarten Feld unserer Pension ein Pieps Gerät und ein leckeres Bierchen zu verstecken. Wer findet es am schnellsten?
Bei diesem kleinen Spaß haben wir bemerkt, das es gar nicht einfach ist, eine richtige und punktgenaue Ortung vorzunehmen, wenn man nur sporadisch oder sehr selten mit den LVS-Geräten zu tun hat. Immerhin: kommt es auf einer Tour zum tatsächlichen Einsatz, ist der Stressfaktor enorm und die kurze Zeit, die zur Rettung bleibt, vergeht verdammt schnell.
Fakt:
Die häufigste Todesursache bei Verschüttung erfolgt durch das Ersticken. Durch Verletzungen oder Unterkühlung sterben wenige Opfer. Bereits nach ca. 15 min. wird bei einem Verschütteten – sofern er sich eine kleine Luftkammer schaffen konnte – der Sauerstoff knapp. Aus Erfahrungswerten weiß man, dass nach etwa einer Stunde nur noch jeder Dritte lebend geborgen wird.
Nach einem gemütlichen Abendessen haben wir uns dann mit dem aktuellen Lawinenlagebericht, der Tourenkarte und den Wetteraussichten für den nächsten Tag beschäftigt.
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Lawinenlageberichte
Tipp: Beim deutschen Alpenverein gibt es eine sehr gute Übersicht, über die verschiedenen Lawinenlageberichte sowie der Wetterentwicklung in den Alpen. Ein örtlicher Wetterbericht sollte zusätzlich immer noch hinzu gezogen werden.
Wenn möglich, ist es sinnvoll, sich im Vorfeld auch über den Lawinenlagebericht der vergangenen Tage zu informieren. So erhält man ein zusammenhängendes Bild und kann die allgemeine Schnee-Situation besser einschätzen.
Die Gefahrenskala für unser Gebiet lag derzeit bei Stufe 2 Tendenz steigend. Der Wetterbericht für den kommenden Tag versprach ebenfalls nichts Gutes: gegen Mittag aufkommende Schlechtwetterfront mit starken Winden und weiteren Schneefällen. Nicht gut.
Wir entschlossen uns dennoch, uns auf die morgige Tour einzustimmen und die Situation am nächsten Morgen noch mal neu zu bewerten.
Risikomanagement
Am nächsten Morgen wollten wir dem Wetterbericht keinen Glauben schenken. Wolkenloser Himmel und ziemlich frostig. Also – der Berg rief.
Direkt vor dem Tourstart haben wir gegenseitig unsere LVS-Geräte geprüft. Eine ganz wichtige Maßnahme, denn:
Ein nicht oder falsch eingeschaltetes LVS-Gerät kann fatale Folgen haben.
Den Aufstieg zu unserem ersten Zwischenziel konnten wir zumeist auf vermeintlich sicherem Gelände (Bergrücken) mit geringer Hangneigung durchführen. Dennoch haben wir immer wieder kleine Pausen gemacht und uns über die Geländestruktur und Schneebeschaffenheit Gedanken gemacht. Hier waren unser mitgenommener Kompass zur Bestimmung der Himmelrichtung und ein sog. Neigungsmesser zur Ermittlung der Hangneigung sehr hilfreich.
Erstaunlich, wie sehr man sich doch verschätzen kann, wenn man keine große Übung in dieser Sache hat.
Oben am Zwischenziel angekommen – wir standen auf einem kleinen Bergrücken – hatten wir eine wunderbare Aussicht auf die umliegende, eisige Bergwelt. Mit Blick in die Schweiz – und was wir dort sahen, war alles andere als wünschenswert. Tiefschwarz rollte die Schlechtwetterfront an. Der aufkommende Wind und die ersten Wolken waren die Vorboten.
Was nun? Wir brauchten eigentlich gar nicht lange zu überlegen – allen war klar, dass die Fortführung der Tour absolut lebensgefährlich werden konnte.
(Fast) nichts Schlimmeres als im Schneetreiben zu stehen und auf einer Tour eingeschränkte bis keine Sicht mehr zu haben. Da wir alle keine erfahrenen Tourenprofis sind, hieß es bedauerlicherweise umkehren.
Das Wetter ist nun mal leider nicht planbar.
Auf der Abfahrt konnten wir noch ein wenig den Tiefschnee genießen und verbrachten noch einige Stunden im nahegelegenen Ski-Gebiet.
Hier konnten wir noch die ein oder andere Ski-Route abfahren. Da diese teilweise durch freies Gelände führten, waren wir froh, unsere Lawinenausrüstung dabei zu haben.
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