
Snowboard up your life
Schnee liegt auf den Straßen, Mannheims Straßenbahnen bekommen Panik und fahren nicht mehr. Es muss wohl wieder überraschend der Winter eingebrochen sein. Der perfekte Zeitpunkt, auch mal eine Wintersportart zu testen. Snowboarden! Also ab in den Snowboardurlaub.
Nach sechs Stunden Fahrt, drei Ländergrenzen und einem schmalen Tunnel sind wir in Livigno angekommen. Viel Schnee, Italien und keine Steuern, klingt nach einem Deal. Mit mir unterwegs sind Helmut, mein Snowboardlehrer aus der Bikeabteilung und sein bester Freund Dieter.
Tag 1
Die von Helmuts Bruder geliehenen Snowboardboots sind angezogen, der Laufweg von unserer Skihütte zum Lift überwunden und das ebenfalls geliehene Board am linken Fuß angeschnallt und gesichert. Es kann losgehen! Also auf in den Sessellift. Nach einem kurzen Zwischenfall, bei dem ich aus Versehen mit meinem Board das von Helmut blockiert habe und er unter dem Lift landet, kommen wir auf 2785 m an. Nach ein paar Minuten bereits einen Unfall verursacht, das muss ein neuer Rekord sein. Ich bin somit schon jetzt eine Rekordsnowboarderin.
Den richtigen Schwung finden
Hinsetzen, rechten Fuß anschnallen und es kann nach einer nicht so eleganten Rolle auf den Bauch und dem wackligen Aufstehen losgehen. Aber wie?! Ich stehe mit dem Gesicht zum Berg, wie soll ich sehen, wo ich hinfahre?! Aus dem Off höre ich nur ein genervtes „Du musst dein Gewicht verlagern, um dich zum Hang und wieder zum Berg zu schwingen!“. Gut dann versuch ich das wohl. Erst das Gewicht nach vorne (zum Berg) und ein bisschen den Berg runterschlittern. Gewicht ins Zentrum und dann links, ich fahre schräg den Berg runter. Jetzt wird’s spannend, der erste Schwung! Dabei soll ich meine Arme zu Hilfe nehmen. Es fühlt sich zwar seltsam an, aber warum nicht. Also Arme nach links und Hüfte und Arme schwingen. Plötzlich stehe ich mit dem Rücken zum Berg, ich kann tatsächlich sehen, wo ich hinfahre, seltsames Gefühl. Jetzt kommt das ganze Spiel in die andere Richtung. Arme nach rechts, Schwung holen, Hüfte mitbewegen und wieder stehe ich mit dem Gesicht zum Berg.
Die erste Abfahrt
Wohoooo! Ich kann snowboarden! Da fährt ein Kind im Schuss an mir vorbei – und sc
hon liege ich mit dem Hintern im Schnee. Gut, dass ich meine Handschuhe mit Handgelenkschonern habe, die Investition hat sich jetzt schon gelohnt und wird sich im Laufe der nächsten Tage noch sehr viel öfter lohnen. Naja, zumindest habe ich schon mal zwei Kurven geschafft! Nach einer Weile schaffe ich es schon, eine Abfahrt zu fahren und dabei nur vier Mal hinzufallen. Es geht bergauf! Naja eigentlich bergab, aber ihr versteht, was ich meine…? Der erste Tag ist geschafft und das Fahren an sich ist weniger anstrengend (zumindest bei Anfängern) als das ständige An- und Abschnallen. Ach, wie ich meine Ski vermisse mit der einfachen Schnappbindung und meine Skistöcke, die ich als Kind immer als unnötig empfunden habe.
Tag 2 – Auf zu neuen Höhen
Nach einem erfolgreichen ersten Tag bin ich, wenn auch mit Muskelkater, bereit. mein neues Ziel zu erreichen: Eine Snowboard-Abfahrt ohne Sturz. Schon beim ersten Anschnallen merke ich, wie oft ich den Tag zuvor auf den Hintern gefallen bin, aber heute wird sich alles ändern. Einmal pro Abfahrt, das ist mein absolutes Limit. Wenn mir nur nicht das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen würde. Die erste Abfahrt läuft noch ganz gut, auf der Abfahrt von Trepalle nach Livigno schaffe ich es sogar, beim kreuzenden Tellerlift niemanden mit mir in den Tiefschnee zu reißen. Es scheint, als ob ich schon ein Pro wäre. Also ab zur nächsten Abfahrt in Livigno!
Runterschlittern bei Wind und Wetter
Dieses Mal geht es auf 3000 m. Und die 215 m Unterschied merkt man. Der Wind bläst mir schon bei der Sesselliftfahrt nach oben um die Ohren. Hin und wieder kommen mir auch die Worte „Ich werde jämmerlich sterben“ über die Lippen, und nein, ich habe nicht übertrieben. Schon nach den ersten zwei Metern den Berg Runterschlittern werde ich vom Wind Richtung Tiefschnee geweht. Der Fakt, dass mein rechter Fuß praktisch aus dem Schuh gleitet, auch wenn der schon extrem eng geschnürt ist, hilft leider auch nicht. Vielleicht sollte ich das nächste Mal den Skileihservice von engelhorn sports ausprobieren! Nach drei Abfahrten in gefühltem Tornadowetter ist es genug für mich, vor allem weil Helmut bei der letzten Abfahrt für mich mitbremsen musste. Die andere Seite gefällt mir sehr viel besser, also wieder zurück.
Tag 4 – Neuer Versuch
Nach meiner kleinen Panikattacke am zweiten Tag entspannen wir am dritten Tag erst mal eine Runde im Wellnesspark. Aber die Entspannungsphase ist vorbei und es geht zurück auf 3000 m, sonst lerne ich es schließlich nie. Das Wetter spielt dieses Mal sogar mit! Die Sonne scheint, es herrscht kaum Wind, dieses Mal könnte ich es wirklich ohne Panikattacke runter schaffen. Also auf geht’s! Ich schlittere langsam los, mache meine erste Kurve, schlittere wieder kurz, mache meine zweite Kurve, es läuft. Mein Selbstbewusstsein ist wieder aufgebaut, ich traue mich mehr. Die Piste kommt mir sehr viel kürzer vor als davor. Vielleicht bin ich auch einfach schneller geworden! An diesem Tag falle ich nur insgesamt fünf Mal hin und erreiche sogar mein Ziel, eine Abfahrt ohne hinzufallen! Da geht es sogar meinem Lehrer heute schlechter, der sich gerade den Tag zuvor sein Board, zum ersten Mal seit 5 Jahren, wachsen und schleifen hat lassen. Es ist schön einmal von der anderen Seite zu beobachten. Mit ein bisschen Schadenfreude geht alles besser und man ist selbst ein bisschen aufgemuntert, dass es auch bei anderen nicht so läuft. Also liebe Ski- und Snowboardlehrer, bitte fallt auch hin und wieder vor euren Schülern hin, dann haben auch wir weniger Angst vor dem Stürzen und mehr Selbstbewusstsein 🙂