
Team Alpecin – Garmin Velothon Interview: „Mein erstes Mal“
Mit dem Jedermann-Rennen Garmin Velothon in Berlin stand Anfang Juni ein weiterer großer Event für das Alpecin-Jedermann-Team auf dem Programm. Leider konnte ich aus persönlichen Gründen nicht teilnehmen und habe deshalb meinen Teamkollegen Bernd Pramberger nach dem Rennen interviewt. Er fuhr sein erstes „richtiges“ Jedermann-Rennen zusammen mit 12 000 anderen begeisterten Fahrern und für mich ist dies meine Premiere als Journalist – sozusagen für uns beide das berühmte erste Mal.
Bernd, du bist am Sonntag in Berlin dein erstes Jedermann-Rennen gefahren. Wie fühlen sich die Beine einige Tage später an?
Welche Beine? Dank Dauerbetrieb meines Muskelstimulationsgeräts von Compex sind sie eigentlich schon wieder bereit für neue Taten, größere Probleme macht mir eigentlich die Muskulatur im Verborgenen; die hat sich 10 km vor dem Ziel nur noch auf das Finish gefreut.
Hattest du vor der 120 km langen Strecke großen Respekt?
Nee, vorher nicht, danach schon… da ich solche
Entfernungen schon gefahren bin, allerdings mit Pausen… Dass da noch Trainingsbedarf besteht, hat mir mein Po-Muskel auch bestätigt. Was mir am allerwichtigsten war, ist mir gelungen; nämlich sturzfrei durchzukommen. Den größten Respekt hatte ich vor der Masse an Fahrern hinter uns.
Ihr seid mit dem kompletten Team Alpecin aus dem VIP-Bereich in der ersten Reihe gestartet und hattet viele tausend Radfahrer im Rücken, was hat man da in den letzten Minuten vor dem Start für ein Gefühl?
Ich war so auf den Start fixiert, dass ich mich eigentlich nur noch um meinen Puls und mich selbst gekümmert habe und das war auch gut so. Was ich auch super fand war, dass meine Teamkollegen – ob gespielt oder nicht 😉 – mir auch einen sehr ruhigen, nicht nervösen Eindruck vermittelt haben. Das war für mich sicher auch ein ganz entscheidender Punkt, warum ich selbst „ziemlich“ ruhig geblieben bin.
Wie hast du dich dann im Rennen zurechtgefunden?
Angefangen hat‘s eigentlich damit, dass ich beim Start schon nicht gleich in das Pedal kam und dadurch den
schützenden Windschatten der Alpecin-Expressraketen verpennt habe. Da war dann auch meine Taktik, mich in dem Pulk der Kollegen zu verstecken, dahin. Ich habe dann noch versucht, ranzukommen, aber der Zug war schon abgefahren. Bin dann nach dem ersten Schock gut reingekommen bis meine Beine nach 60 km immer „grauer“ wurden. Die ersten 50 km war ich sehr zufrieden, allerdings habe ich dort auch die ganzen Fehler begangen, die man als Renn-Rookie so macht: erst gegessen, als ich hungrig war, selten in einem Pulk im Windschatten gefahren. Eben eher rechts gefahren als Kette rechts im Windschatten
.
Bist du den Rest des Rennens dann alleine gefahren oder mit Teammitgliedern an deiner Seite?
Die ersten 50 bis 60 km bin ich mit Patrick in der Menge mitgeschwommen, bis ich abreißen lassen musste. Unterwegs traf ich dann Andreas zwei Mal, der mit Sturz und Defekten immer mal wieder zurückgeworfen wurde. Dann gegen Ende – ca. 10 km vor dem Ziel – zog ein Feld mit Claudia im Windschatten an mir vorbei. Das hat mir noch einmal einen Adrenalinschub verpasst, aber nach ca. 2 km musste ich wieder abreißen lassen. Respekt auch an Claudia, die da wie ein Berserker um den Anschluss kämpfte.
Gab es den einen besonderen Moment für dich in Berlin?
Ja, die Zuschauer! Das war für mich einmalig und sensationell, wie viele Leute schon bei uns Jedermännern an der Strecke standen und einen immer wieder anfeuerten und vorwärtspeitschten. Echt einmalig für mich, dafür war ich sehr dankbar.
Unser sportlicher Leiter und Ex-Profi Jörg Ludewig sagt immer: „Spaß beginnt ab Laktat 18.“ Was hat dir im Rennen mehr weh getan – die Lunge, die Beine oder etwas anderes?
Der Allerwerteste bzw. die Muskulatur, die da hinführt 😉 und beim Wiegetritt hat es angefangen, am Oberschenkelansatz direkt über dem Knie zu brennen. Insgesamt war ich mit meiner körperlichen Verfassung aber sehr zufrieden, auch wenn die Bilder etwas anderes vermuten lassen.
Was ging in dir vor, als du die Ziellinie überfahren hattest?
Zuerst einmal ziemliche Erleichterung, dass ich das Ganze ohne Sturz und mit meiner absoluten Rennunerfahrenheit ins Ziel gebracht habe. Im Anschluss bei der Labestation habe ich nur noch nach meinen Teamkollegen gesucht und war furchtbar erleichtert, als ich Andreas an einem der Zelte sitzen sah. Schade, dass ich das überwältigende Gefühl im Zielbereich nicht auch mit meiner Familie teilen konnte, bei den ganzen Emotionen wären bei mir auch fast einige Tränen geflossen.
Hast du deine Bewerbung beim Team Alpecin bisher schon in einer Sekunde bereut?
In keiner Tausendstelsekunde. Ich würde mich wohl eher zu Tode ärgern, wenn ich das jetzt alles in der RoadBIKE lesen müsste. Nur weil ich dieses Mal wieder nicht den Mut aufgebracht hätte, mich zu bewerben. Allen, die sich schon mehr als einmal beworben haben, kann ich nur Mut zusprechen: Versucht es weiter und bleibt so authentisch wie ihr seid!