
Yoga-Übung: Vrkshasana, der Baum – eine andere Perspektive
Forderst du einen Menschen, der noch nie Yoga praktiziert hat, auf, eine Yogaposition zu zeigen… ich wette mit euch, sehr viele werden die Position des Baumes wählen (auf einem Bein, anderer Fuß Innenseite Oberschenkel). Ich möchte heute mit dem „Langweilig! Schon so oft gesehen“-Vorurteil aufräumen. Der Baum (Sanskrit: Vrkshasana) ist eine großartige Position, die sich immer wieder anders anfühlt!
„Mist, alle anderen stehen so still, nur ich nicht!“
Ich wähle den Moment für den Baum in der Klasse gerne nach fließenden Sequenzen, nachdem auch schon etwas Schweiß geflossen ist. Und dann… auf einmal still stehen und auch noch auf einem Bein, oje!
Oder oja! Denn wenn es sich in uns schon so richtig schön lebendig anfühlt, ist die Stille und die Konzentration ein großes Erlebnis! Es sei denn, dein Ego kommt dir dazwischen und sagt dir: „Das konnte ich doch schon mal besser!…Mist, alle anderen stehen so still, nur ich nicht..“
Wenn es dir gelingt, diese Stimmen an dir vorbeirauschen zu lassen, dann genieße, schwanke, ja! Schwanke wie sich ein Baum eben im Wind bewegt! Und spüre deine Wurzeln im Boden!
Das Wachstum der Bäume
Jeder Baum ist ein Individuum, keiner gleicht dem anderen. Ein junger Baum steht unsicher – erst das Alter und die Weisheit machen ihn massiv und stark.
Also, übe! Mehr gibt es nicht zu tun! Du bist ein Meister, der übt, würde Jwala Gamper sagen, die SIGN-Künstlerin, die mich immer wieder inspiriert. So auch jetzt.
Momente der Stille und Energie
Ich liebe den Moment, wo es auf einmal so still wird, die Energie sich im Raum komplett ändert. Alle sind total da, anwesend, zentriert! Und man könnte denken, jeder ist einfach nur mit sich selbst beschäftigt, aber nein! Wankt einer etwas mehr ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Nachbar mitschwankt. Lache, statt dich zu ärgern! Schenke dir selbst ein Lächeln!
Ich spüre in solchen Momenten ganz viel Verbundenheit. Zur Erde, zu meinem Körper, zu meinem Befinden an dem Tage, zu allen anderen im Raum.
Ein Baum, der im Wald steht, ist fähig in Gemeinschaft zu leben. In der Erde verflechten sich die Wurzeln aller Bäume und dadurch geben sie sich gegenseitig Halt. Jeder nimmt sich nur soviel Wasser aus der Erde, soviel Licht von der Sonne und soviel Sauerstoff aus der Luft wie er für seine Existenz benötigt.
Verbundenheit und Muskeltraining
Wenn du dann dein Bein wieder senkst, nimm dir einen Moment. Spürst du deine Füße am Boden? Die Verbindung mit den anderen im Raum?
Und weißt du was? Du hast gerade auch noch so nebenbei deine Beinmuskeln gestärkt, deine Gelenke kräftiger gemacht und die Hüftmuskulatur geöffnet.
Und du bist wunderbar im Moment angekommen und da ist alles richtig. Denn du bist ja ein Meister, der übt.
Oder eine Meisterin 😉
Bilder: © Marco Vedana
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