
Yoga up your life
Ruhe, Entspannung und innerer Frieden, so stelle ich mir Yoga vor! Doch Pustekuchen, dieser Sport ist richtig anstrengend! Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich Yoga doch an das Ende meiner Reise gestellt. Aber zurück zum Anfang.
Nach der Arbeit zur „Entspannung“
Dienstagabend, nach dem Arbeiten geht’s mit Katrin und meiner lila Yogamatte zum Yogakurs ins Spa. Spa – das hört sich schon nach Entspannung an. Alles ist ruhig, die Wände weiß und alles ist buddhistisch minimalistisch eingerichtet. Katrin und ich sind die ersten und so haben wir Zeit, noch zu reden und zusammen Fotos zu machen. Auf den Fotos sieht man im direkten Vergleich sofort, dass Katrin definitiv geübter ist als ich, aber sie hat ja auch schon acht Jahre Vorsprung!
Langsam kommen die anderen Teilnehmer. Heute sind wir zu neunt im Kurs. Es ist richtig schön, die verschiedenen bunten Yogamatten um sich zu sehen. Es wird Zeit – Yogaübungen für Anfänger. Also auf geht’s in die Kleinkindposition. Gesäß auf die Fersen, Stirn auf die Matte, Einatmen und Ausatmen – so können die nächsten 90 Minuten gerne weitergehen.
Anfangssequenzen
Aus der Kleinkindposition die Hände nach vorne ausstrecken – so weit so gut. Die Zehen fest auf die Matte und ausatmend die Füße hochdrücken („herabschauender Hund“). Das läuft doch hervorragend. Yoga ist nun wirklich ein angenehmer Sport. Ich habe noch viel Zeit, über alles nachzudenken. Tief einatmen, Stellung halten, ausatmen und wie bei einer Liegestütze fast auf den Boden („chaturanga Liegestütz“) und auf den Boden legen. Einatmen und den Oberkörper ab Becken anheben („Kobra“). Ausatmen und wieder in den „herabschauenden Hund“. Langsam wird das Nachdenken doch schwierig und ich konzentriere mich nur noch auf meine Atmung. Die nächste Sequenz ist ähnlich, doch anstatt der Kobra wird nun der „hinaufschauende Hund“ eingebaut. Das heißt, dass ich anstatt nur meinen Oberkörper, alles ab den aufliegenden Zehen mit ausgestreckten Armen anheben muss.
Ausdauer ist gefragt
Die ersten zwei Sequenzen sind bewältigt und ich bin doch schon ein bisschen außer Puste. Aber aufgegeben wird nicht und schon fängt die nächste Sequenz an.
Gerade stehen – einatmen und die Arme über die Seite nach oben lang strecken – ausatmen und vorbeugen – einatmen Oberkörper nach vorne strecken – ausatmen in den Chaturanga Liegestütz Knie Brust und Becken ablegen – Einatmen in die Kobra – ausatmen in den herabschauenden Hund – einatmen das rechte Bein anheben – ausatmen und das rechte Bein zwischen die Hände schwingen – einatmen und das Gewicht auf das rechte Bein verlagern, Oberkörper gerade richten und Hände nach oben Richtung Decke nehmen („Krieger 1“) – ausatmen, linkes Bein mit nach vorne in die Ausgangsstellung – und das gleiche mit der linken Seite.
Nach einer Weile und ein paar Sequenzen mehr, weiß ich gar nicht mehr, wo oben und unten ist, ich spüre den Schweiß von meiner Nase auf den Boden perlen. Ich konzentriere mich nur noch auf die Atmung und versuche, die Figuren ungefähr so hinzubekommen, wie Katrin links von mir. Begriffe fliegen an mir vorbei wie „Halbmond“ „Tadasana“ „Krieger 2/3“ und ich weiß gar nicht mehr, wie ich zu dieser Position gekommen bin. Es ist ein bisschen so, wie wenn man auf einer Strecke mit dem Auto fährt, die man schon tausend Mal gefahren ist und man sich auf einmal wundert, dass man schon so weit ist und sich fragt, wie man hierher gekommen ist – nur weniger gefährlich.
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Dehnungs- und Entspannungsphase
Nach den anstrengenden Sequenzen wird nun entspannt, aber erst wenn der Körper gedehnt ist. Also auf den Bauch gelegt, Hände nach hinten und Oberkörper nach oben gestreckt – wieder auf Anfangsposition. Oberkörper wieder nach oben, aber dieses Mal werden die Fersen auf das Gesäß gesetzt und die Beine auch angehoben. Ein drittes Mal das Ganze, dieses Mal die Hände an die Fußgelenke und alles was geht, vom Boden heben – wann kommt endlich die Entspannungsphase?! Der Rücken muss auch gedehnt werden, also auf den Rücken legen, Fersen ans Gesäß und nach oben drücken, dann in die Brücke (Ha! Die kann ich!) und nach gefühlten zehn Minuten im Schulterstand (oder wie ich es in der Grundschule gelernt habe, in der „Kerze“) legen wir uns hin, machen die Augen zu und strecken alle Gliedmaßen von uns! 80 Minuten sind schon um, endlich kommt die Entspannung! Während der Entspannungsphase läuft die Yoga-Meisterin durch den Raum, zitiert Yoga-Gurus und gibt der einen oder anderen Teilnehmerin noch eine Massage – ich gehöre zu den Glücklichen und bin noch entspannter. Es ist ein tolles Gefühl dort zu liegen, man fühlt sich wie neugeboren – zumindest genauso nass. Man spürt, wie viel man geleistet hat und dass man es geschafft hat – niemand kann einem das nehmen! Jetzt weiß ich, warum Katrin immer so ausgeglichen, fröhlich und strahlend durch die Multisport/Yoga Abteilung ihre Bahnen zieht.
Die 90 Minuten Yogaübungen für Anfänger sind vorbei und ich bin einfach nur glücklich als wir das Spa verlassen. Ich schwinge mich auf mein Fahrrad und denke mir – so macht Feierabend Spaß!